Ausgabe Nr. 56 - Oktober/November/Dezember 2013
Inhalt
- Danza – Cécile Sidler & Romeo Orsini – 25 Jahre Tango Schule Basel, von Peter Mötteli
- Serie – Maria Nieves – Tango zwischen Liebe und Hass. Ein Portrait von Ute Neumaier
- Focus – Abgesagt – Warum ist die Tango Experience Berlin ausgefallen? Von Raimund Schlie
- Galería – Küchenmalerei – Die Kieler Künstlerin Barbara Kirsch, vorgestellt von Brigitte Hoth
- Ambiente – Tango Flores – Junges Tanzen in Mannheim stellt Jutta Haas vor
- Danza – Eine Stunde mit – Roxana Suárez & Sebastián Achával hat Sabine Wacker verbracht
- Portrait – Ben Molar – Über den Erfinder des ‚Dia del Tango‘ schreibt Gustavo Benzecry Sabá
- Szene – Tangostadt Kiel – Milongas am Meer stellt Brigitte Hoth vor
- Historia – Las Malvinas – Warum um die Falklandinseln bis heute gestritten wird weiß Sieglinde Oehrlein
- Tango & Bühne – tangomaxx– Eine Tangosatire in Berlin, vorgestellt von Simone Jeska
- Música – Fuertes - Varnerín – "Das coolste Duo" hat Gabriel Martín Cócaro getroffen
- Portrait – Marcelo Rojas – Der Musicalizador aus Buenos Aires im Interview mit Margarete Unger
- Libros – Tango macht glücklich – Coole Tipps für durchtanzte Nächte, von Susanne Mühlhaus
- Szene – Tango in Peking? – In der 20-Millionen-Stadt war Martin Flurschütz auf Spurensuche
- Danza – Omar Correa – Tango diesseits und jenseits des Rio de la Plata, von Virginia Arzuaga
- Comic – Das Leben ist ein Tango (7) – Comic von der französischen Zeichnerin Nelly Baron
- Tango & Bühne – m¡longa – Das Tanztheaterstück von Sidi Larbi Cherkaoui hat Klaus Kieser gesehen
- Special Event – Veranstaltungs-Tipps – Musikertreffen in BA, Ronda del Querer in Kassel und Schneeball-Tango in Stuttgart
- Serie – No hay tierra… – Text und tänzerische Interpretation, von Walter Messner und Mariell Kiebgis
- Veranstaltungen – Tanzen und erleben - Tango-Bälle mit Livemusik, Konzerte, Shows, Ausstellungen
- Tanzkalender – Tanzen gehen - Milongas und Tangosalóns in Deutschland
- Tanzkalender – Tanzen gehen - Milongas und Tangosalóns in Europa
- Veranstaltungen – Tango im Radio
- Workshops – Tanzen Lernen - Überregionale Angebote an Wochenenden
- CD-Recensiones – Neue CDs - Gehört und bewertet von unseren Autoren
- Libros – Argentinien – Den neuen Bildband hat sich Dana-Marietta Oberschelp angeschaut
- Essay – Mano A Mano – Ähnlichkeiten zwischen Boxen und Tango sieht Angela Weber
- Recuerdo – Luciano Jorge Rios – An den Tangureo aus Wien erinnert Otto Eder
- Recuerdo – Jean Paul Burlet – Ein Nachruf für den Gründer der TangoGuinguette von Maurice Chabannon
- Noticias – Nachrichten & Kurzmeldungen aus der Tangowelt
- Feedback – Leserbriefe – Kritische Anmerkungen unserer Leser
Leseprobe
Danza – Cécile Sidler & Romeo Orsini - 25 Jahre Tango Schule Basel von Peter Mötteli Hätte sich die folgende Geschichte anders entwickelt, wenn in den frühen 80er-Jahren Astor Piazzolla nicht im Gundeldinger-Casino aufgetreten wäre? Einem eher kleinen Veranstaltungsort in einem Basler Vorort, in dem damals noch Jazzkonzerte, Boxkämpfe, Jodler-Abende stattfanden und wo auch schon Wolf Biermann zur Gitarre gesungen hat. Sibylla, Radiomoderatorin und Journalistin, jedenfalls besuchte dieses Konzert, war hingerissen von der Musik und wusste, dass sie dazu tanzen wollte. Zum Glück wusste sie nicht, dass diese Art Argentinischer Tango ganz und gar nicht zum Tanzen gedacht war. Aber eine Tanzlehrerin wurde schnell gefunden, schwieriger gestaltete sich die Suche nach weiteren Interessierten. Freundin Cécile Sidler aus Luzern konnte schließlich als letzte fehlende Teilnehmerin für diesen ersten Kurs motiviert werden. … |
|
Focus – Abgesagt - Tango Experience Berlin 2013 von Raimund Schlie Es hätte so schön werden können: ein weiteres internationales Tangofestival in Berlin mit einem Programm, wie es bisher nicht dagewesen war, das nahezu jedes denkbare Bedürfnis auf dem Tangomarkt bedienen sollte. Teilweise parallel laufend sollte es Galas mit Livemusik geben, einen Tangomarathon, dazu Milongas, Tangoworkshops, Konzerte, Ausstellungen und so weiter. Dann der Schock: |
|
Música – Fuertes - Varnerín - "Das coolste Duo" von Gabriel Martín Cócaro, Buenos Aires Zu Beginn der 90er-Jahre erlebte der Tango in Buenos Aires eine Erneuerung: Junge Sänger und Musiker, Absolventen von Musikschulen und Konservatorien gründeten ihre eigenen Orchester – Trios, Quartette, Quintette bis hin zu Orquestas Típicas. Sie wollten nicht nur die Klassiker des Tango wieder aufleben lassen, sondern auch neue Kompositionen vorstellen. Nur das Duo zweier Sänger – in den 40er-Jahren eine sehr beliebte Formation – gab es überaus selten. Das Duo 'Fuertes Varnerín' bildet aktuell eine solche Ausnahme und knüpft damit an diese fast schon vergessene Tradition an. Beide Sänger – sowohl Agustín Fuertes als auch Ariel Varnerín – traten zuvor mit Rockbands auf. Diese Erfahrungen von mehr oder weniger großer Bedeutung konnten jedoch den unruhigen Geist der beiden nicht befriedigen. Als Fuertes die Lunfardo-Dichtung von Edmundo Rivero kennen lernte und Varnerín auf die unverwechselbare Diktion von Roberto Goyeneche stieß, änderte sich alles. Am Conservatorio Superior de Música Manuel de Falla kreuzten sich die Wege der beiden Sänger. Sie verbrachten fortan viele Stunden mit Gesangsstudien, Unterhaltungen und dem Hören von Schallplatten, woraus sich eine Freundschaft und künstlerische Gemeinschaft entwickelte. ”Wir fingen damit an, bei Treffen mit Freunden zu singen”, erinnert sich Fuertes. ”Und irgendwann schlug uns jemand vor, eine neue Version von Pregonero aufzunehmen. Als wir uns später das Ergebnis anhörten, stellten wir fest, dass unsere Stimmen hinsichtlich des Timbres und der Expressivität sehr gut miteinander harmonierten. So beschlossen wir, uns in dieses Abenteuer zu stürzen.” … |
|
Serie – Maria Nieves - Tango zwischen Liebe und Hass von Ute Neumaier, Buenos Aires Buenos Aires, Maria Nieves gibt eins ihrer seltenen Interviews. Sie erzählt, warum Männer nicht wie Frauen tanzen dürfen, warum es so schwierig war, mit Juan Carlos Copes zu proben und wie sie den Tango mit ihm in einer Zeit salonfähig machte, in der er fast ein Unwort war. Sie plaudert übers Tanzen auf einem Tisch, über unerschwingliche Rückflugtickets und ihre größten Glücksmomente. Doch zwei Fragen will sie partout nicht beantworten. Maria Nieves, 79 Jahre alt, voller Energie und Leben, strahlende Augen, ein warmes Lachen. Eine tiefe, raue Stimme, kurz geschnittenes rotes Haar – seit jeher ihr Markenzeichen – und endlos lange Beine. Nicht umsonst nannte man sie früher 'die Beine des Tango'. Sie tritt nur noch selten in der Öffentlichkeit auf. Dabei genießt sie es sichtlich, wie jetzt in der Reihe Tengo una pregunta par vos2 im Mittelpunkt zu stehen. Die Bühne war und ist eben ihr Element. Maria Nieves und Juan Carlos Copes sind das Tango-Tanzpaar des 20. Jahrhunderts. In den 80er-Jahren lösen sie mit der Show Tango Argentino Begeisterungsstürme aus. „Man sprach immer davon, wie sehr wir uns lieben müssen, um so miteinander tanzen zu können“, sagt Nieves heute. "Ja, es war Liebe, aber ab einem bestimmten Punkt auch Hass. Denn der Tango enthält beides, Liebe, aber auch Hass.“ Dennoch ist Copes heute für sie jemand ganz Besonderes. Auf die Frage, warum sie nach der Trennung weiter mit ihm tanzte, antwortet sie: „Einen Tänzer wie ihn wird es nie wieder geben. Er ist für mich immer noch die Nummer eins. Doch alles, was zwischen uns war, ist vorbei und geht keinen etwas an.“ … |
|
Szene – Tangostadt Kiel - Milongas am Meer von Brigitte Hoth Es ist Ende Juli. Die Sommerhitze der letzten Wochen hängt über der Stadt. Wer kann, geht ins Freie, am besten in die Nähe der Förde, denn hier weht meist ein leichter Wind. So machen es heute auch die Tangueras und Tangueros, die sich sonst immer mittwochs im Veranstaltungszentrum Die Pumpe in der Altstadt treffen. DJ Manfred und zwei Tangueros schleppen den schweren Bodenbelag aus PVC runter an den Kai, wo eine zehn Meter lange Bank zum Verweilen einlädt, und bauen die Musikanlage auf. Die großen blauen Hafenkräne auf der gegenüberliegenden Seite der Förde bilden eine maritime Kulisse. Ein Angler, der eben seine Angelrute ausgeworfen und an der Kaimauer aufgestellt hat, sitzt nun auf einer Seite der Bank und schaut interessiert dem Treiben auf der Tanzfläche zu. Schon bald haben sich ein gutes Dutzend Paare eingefunden, Tangoklänge erfüllen den lauen Abend und mitgebrachte Rotwein- und Wasserflaschen werden geteilt. Viele Passanten bleiben stehen und schauen zu. Torsten ist erst vor ein paar Jahren vom Salsa zum Tango gewechselt und er erzählt, dass man in Kiel mittlerweile an fast jedem Tag der Woche auf verschiedenen Milongas tanzen kann. Absolutes Highlight ist für ihn die Milonga im Gasthaus Fördeblick gleich neben dem imposanten Backsteinleuchtturm im Stadtteil Holtenau. Er schwärmt von den schönen Räumen mit den wasserseitig voll verglasten Wänden. "Ist immer der dritte Donnerstag im Monat, war grad letzte Woche", sagt er noch und schon tanzt er wieder. Bereits seit 1988 unterrichten Axel Frauendorf und Evelyne Martin lateinamerikanische Tänze in Kiel, anfangs Folklore. Tango Argentino war für die beiden zunächst ihre ganz persönliche Leidenschaft, aber mit ihren Auftritten begeisterten sie damals immer mehr Menschen und gaben schließlich erste Kurse und Workshops. Die beiden haben großen Anteil an der Entwicklung der Tangoszene im Land. … |
|
Szene – Beijing, Tango? - Milongas im Meer der 20-Millionen-Stadt von Martin Flurschütz Tango und China, passt das zusammen? Tangotitel mit chinesischen Anklängen gibt es ja keine, mir fällt da nur El Chino Pantaleon ein. Und Astor Piazzollas Vorhaben, mit La Gran Muralla China hier eine Marke zu setzen, war auch nicht erfolgreich. Vielleicht war die Zeit einfach noch nicht reif, außerdem sind Melodik und Rhythmik des Tango meilenweit von traditioneller, aber auch moderner chinesischer Musik entfernt. Und so könnte man meinen, dass es wohl nur eine sehr überschaubare Szene einiger besessener Ausländer in China gibt, die Tango tanzen. Weit gefehlt. Wenn ich mich heute auf den Milongas in Beijing oder Shanghai umsehe, finde ich nur wenige Expats2, mehr als 90 % der Tangueros sind Chinesen. Allerdings waren die ersten, die in Beijing etwa ab 2006 regelmäßig Unterricht gaben und Milongas veranstalteten, Tangotänzer aus Deutschland und der Türkei. Bald aber weckten Shows wie Tango Pasión das Interesse von chinesischen Tänzern mit Ballroom-oder Salsa-Hintergund, und einige starteten dann ihre eigenen Tango-Aktivitäten. Die meisten sind bis heute dabei geblieben und zählen heute zu den lokalen Protagonisten. Trotzdem ist die Anzahl von rund 200 sehr aktiven, regelmäßig tanzenden Tangueros in einer Stadt von mittlerweile über 20 Millionen Einwohner verschwindend gering. Allerdings nimmt die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und damit das Interesse ständig zu. Neben den immer wieder auftretenden Showgruppen aus Argentinien tragen dazu auch Aktionen der Argentinischen Botschaft und neuer argentinischer Lokale in der Stadt bei. Außerdem geben sich viele argentinische Paare als Lehrer hier in der dynamischen Szene in Beijing quasi die Klinke in die Hand, wohl auch etwas getrieben von der schlechten wirtschaftlichen Situation im eigenen Land. Hier, so hoffen sie, lässt sich noch etwas bewegen. … |
|
CD-Recensión – Sexteto Milonguero - "Doble o Nada" von Florian Gutmann Sehr zur Freude der Fans hält sich das 'Sexteto Milonguero' aus Argentinien mit ihrer neuen CD an seinen dreijährigen Veröffentlichungsrhythmus. Das Ensemble, das in den vergangenen Jahren häufig in Europa tourte, präsentiert ein Doppelalbum mit dem Titel Doble o Nada. Die Trennung von eigenen Kompositionen und bereits bekannten Stücken schien den Musikern um den charismatischen Sänger Javier di Ciriaco sehr wichtig, denn die Spielzeit von 56 Minuten hätte auch gut auf einer CD Platz gefunden. Bei den elf Titeln der ersten CD tut das Ensemble das, wofür wir es lieben. Es interpretiert Bekanntes und Beliebtes: Tangos, Milongas und einen Vals, alles in geschmeidigem Zusammenspiel und eingängigem Stil. Keines der Stücke verliert sein Ziel aus den Augen, welches zweifelsfrei die Tanzfläche ist. … |
|
Tangodanza Team: Andrea Konschake, Christina Korn, Regina Latyschew, Olaf Herzog