Ausgabe Nr. 73 - Januar/Februar/März 2018
Inhalt
- Danza – Chantal Imboden & Sebastian Tkocz - „Das Recht auf Bewegungsfreiheit“, von Sabine Zubarik
- Moda – ‚Tangolace’ von Hajnal Osz - Wenn Jugendstil auf Tango trifft, von Susanne Mühlhaus
- Historia – Aníbal Troilo - El Bandoneón Mayor’ und seine Musiker. Ein Portrait von Olli Eyding
- Historia – Ausgewählte Tangos - ‚Gricel’ - die dramatische Geschichte zu diesem Lied kennt Olli Eyding
- Música – Moving Friends - Wie Margreet Markerink Freunde bewegt, weiß Dani Buijtenhek
- Ambiente – ‘Glamour de Tango’ - Gleich drei Milongas unter einem prunkvollen Dach stellt Anna Fiore vor
- Festival – Das Tangofestival in Brüssel - Tandas unter Stuck und Backstein hat Friederike Gänßlen erlebt
- Focus – Weiblich und alleine - Von der Lust, unbegleitet tanzen zu gehen, schreibt Anita Gerstmeier
- Portrait – Gustavo Varela - Den Forscher zur Sozialgeschichte des Tango stellt Christa Martin vor
- Galeria – Alles in Bewegung - Den Tangomaler Claude Boutterin hat Susanne Mühlhaus getroffen
- Danza – Stéphanie Fesneau & Fausto Carpino - Herzerwärmende Umarmungen hat Peter Mötteli erlebt
- Música – Paula Suarez & Leda Torres - Mit den Archäologinnen des Tango hat Jürgen Ramspeck gesprochen
- Portrait – Harry, 91, Tanguero - Mit dem Botschafter des Tango in Wien hat Bernhard Siegl gesprochen
- Danza – Verónica Villarroel & Marcelo Soria - Ihr ‚Tango Chocolate‘ hat Luis Brand besucht
- Portrait – Wer Musik macht, tanzt nicht! - Die Bandoneonspielerin Eva Wolff hat Friederike Gänßlen getroffen
- Ambiente – Plötzlich ist alles leicht - Die Stuttgarter ‚Waldheim‘-Milonga hat Gerhild Schulz besucht
- Libros – Tango in der Psychotherapie - von Hans Gunia und Cynthia Quiroga Murcia hat Elke Max gelesen
- Workshop – Heroische Zeitreise - Eine lange Nacht mit Raimund Schlie erlebte Johannes Vincent Knecht
- Danza – Natalia Agüero & Agustín Venturino - Ihren Tangounterricht stellt Helge Neubauer vor
- Focus – Tango im Frack - Vom Tango und der Technischen Universität in Wien berichtet Bernhard Siegl
- Essay – Malena - Eine preisgekrönte Kurzgeschichte von Sabine Vieweg Teil 2
- Música – Pablo Woiz & ‚Milonga Roots’ - Die Suche nach den afrikanischen Wurzeln begleitete Camilla Hildebrandt
- Veranstaltungen – Tanzen und erleben - Tango-Bälle mit Livemusik, Konzerte, Shows, Ausstellungen
- Tanzkalender – Tanzen gehen - Milongas und Tangosalóns in Deutschland
- Tanzkalender – Tanzen gehen - Milongas und Tangosalóns in Europa
- Veranstaltungen – Tango im Radio
- Workshops – Tanzen Lernen - Überregionale Angebote an Wochenenden
- CD-Recensiones – Neue CDs - Gehört und bewertet von unseren Autoren
- Focus – Tanzend die Welt verbessern - Der Tango auf Spiekeroog und der Klimawandel, von Stefan Sagrowske
- Portrait – Rainer Klement - Den Tausendsassa der norddeutschen Szene portraitiert Dierk Jensen
- Recuerdo – Humberto Cosentino - Ein Nachruf auf den Gitarristen, Komponisten und Arrangeur von Karin Eckstein
- Noticias – Nachrichten & Kurzmeldungen aus der Tangowelt
Tangodanza Team: Alexander Ringler, Andrea Konschake, Christine Grunert, Olaf Herzog
Leseprobe der Tangodanza Ausgabe Nr. 73 - 1.2018
Danza Chantal Imboden & Sebastian Tkocz - „Das Recht auf Bewegungsfreiheit“ von Sabine Zubarik Berlin hat bekanntlich viele Tangostudios. Wenige kommen so unprätentiös daher wie das ART.13 in Kreuzberg. Kein Hauch von Rot-Schwarz, keine Gemälde von verschlungenen Paaren, kein Verkauf von Tangoschuhen etc. Nüchtern wirkt der große Raum, praktisch eingerichtet die Bar und das DJ-Pult; eine sympathische Abwesenheit von Klischees. Ebenso unprätentiös treten die beiden Inhaber dieses Orts auf: der Berliner Sebastian Tkocz, der, wenn man ihm mit seinem Skateboard unter dem Arm, lässigen Baggyhosen und Kapuzenjacke begegnet, eher Street Dance als Tango ausstrahlt, und die Schweizerin Chantal Imboden, durchaus visibel eine Tänzernatur, bei der man noch im Stillstand Bewegung fließen sieht. Dass sie einst an der Technischen Hochschule in Lausanne als Ingenieurin für Mikro- und Nanotechnologie promovierte, muss man vielleicht fürs Tangoimage nicht wissen; dass sie und Sebastian Eltern von Zwillingen im Grundschulalter sind, auch nicht – aber interessant ist es schon! ... |
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Danza Stéphanie Fesneau & Fausto Carpino - Herzerwärmende Umarmungen und elegante Drehungen von Peter Mötteli Jahre ist es schon her. Für ein Festival in Basel soll ich Stéphanie und Fausto vom Flughafen abholen und ins Hotel fahren. Fausto kannte ich schon länger, als DJ, als Tänzer auch. Doch nach der Begrüßungsumarmung von Stéphanie, der ich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal begegnete, dachte ich, es müsse eine Verwechslung vorliegen, sie meine sicher, ich sei ein anderer oder ein vergessener alter Verwandter, den sie nun nach vielen Jahren wiedersehe. So herzlich, so verbindlich, so freundschaftlich, auch erotisch in der reinsten (!) Variante, dass ich nur bedauern konnte, dass der Flughafen Basel so nahe am Zentrum liegt und deshalb die Fahrt nur so kurz dauerte. |
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Galería Claude Boutterin - Alles in Bewegung von Susanne Mühlhaus Ineinander verschlungene Beine, Körper dicht an dicht. Welches Bein gehört zu welchem Torso? Gehört das Bein zum roten Kleid oder doch zum weißen? Und sähe es im nächsten Moment nicht schon ganz anders aus, würden sich die Tänzer tatsächlich bewegen? Anlässlich der Vernissage seiner Ausstellung von Tango-Gemälden im Hotel Olympic in München sprach unsere Autorin Susanne Mühlhaus mit dem quirligen Tangomaler aus Frankreich und besuchte ihn in seinem Wohnsitz bei Mévouillon in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Das gesamte Werk seiner 40-jährigen Schaffensperiode umfasst ca. 2.000 Bilder, davon etwa 100 mit Tangomotiven. Erst vor drei Jahren begann der gelernte Industriedesigner den Tango Argentino als Motiv zu verwenden, weil er „nicht anders konnte“, wie er sagt. Seit zehn Jahren tanzt er selbst, liebt die Tangomusik und die -texte. Im figurativ-expressionistischen Stil malt er Bewegungen, kaum romantisch verklärt, eher kämpferisch anmutend… ... |
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Moda ‚Tangolace’ - Wenn Jugendstil auf Tango trifft von Susanne Mühlhaus Mariana Montes, Eugenia Parrilla und Ariadna Naveira sind nur einige der berühmten Tänzerinnen, die Kleidungsstücke von Tangolace bei ihren Showauftritten tragen. Doch dieses Label steht nicht nur für Show-Kleider. Egal ob bei Encuentros, Marathons, Festivals oder Milongas, überall in Europa sieht man Tangotänzerinnen in den Outfits von der Designerin Hajnal Osz. Sie haben einen hohen Wiedererkennungswert, denn ihr Markenzeichen ist die Verwendung von Jugendstilelementen und die Einarbeitung von Spitze, insbesondere bei den Damen-Oberteilen. Unsere Autorin Susanne Mühlhaus traf die ungarische Begründerin und Designerin dieses außergewöhnlichen Mode-Labels in München. ... |
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Historia Aníbal Troilo - El Bandoneón Mayor und seine Musiker von Olli Eyding Aníbal Troilo eroberte die Herzen der Porteños mit seinem einfühlsamen Bandoneonspiel, einem unvergleichlichen Charakter und mit seiner großen Güte und Menschlichkeit. Nicht umsonst feiert Argentinien an seinem Geburtstag gemäß dem Gesetz Nr. 26.035 den Día Nacional del Bandoneón. Troilo war erst 23, als er mit seinem Orchester debütierte, mit dem er den Tango um 1940 zu seiner vollen Reife brachte, indem er seine grandiosen Sänger aufwertete und mit dem Orchester verschmelzen ließ. Sein Stil, eine um oft traurige und melancholische Texte arrangierte feinfühlig orchestrierte Mischung aus Rhythmus und filigranen Melodien, wurde für viele zeitgenössische und nachfolgende Orchester wegweisend. Zusammen mit Juan D’Arienzo, Carlos Di Sarli und Osvaldo Pugliese zählt er zu Recht zu den ‚Großen Vier’ des Tangohimmels. ... |
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Festival Brüssel - Tandas unter Stuck und Backstein von Friederike Gänßlen Der Mann im Ringelpulli führt mich sanft über die Tanzfläche. Die Eröffungsmilonga des Brüsseler Tangofestivals 2017 steht unter dem Motto ‚Navy’. Jean-Pierre ist aus Frankreich angereist, dieses Festival gehört zu seinen Favoriten. Wie alle Milongabesucher hat er an diesem Aprilabend den kleinen Park im Nordwesten des Stadtzentrums durchquert, zum Chateau de Karreveld, einem mittelalterlichen Backsteinensemble. Tangorhythmen, Lachen und das Knirschen aufgeregter Schritte füllen den Innenhof. Der historische Nebenflügel beherbergt zum dritten Mal das Event und passt zum Konzept: die besten Tänzer, die besten Lehrer, die schönsten Orte. Seit 2005 organisiert Nathalie Jonckheere das Festival. “Überall gab es Festivals, aber keines in Brüssel – ich wollte einfach eines hier haben. Alle sagten mir: ‚Du hast keine Ahnung, was das bedeutet.” Sie sieht entspannt aus, und aufgeräumt. Ein feines Gesicht, das viel Kraft ausstrahlt. Bis heute hat sie in Zusammenarbeit mit Marisa van Andel & Oliver Koch von La Tangeria und einem kleinen Team weiterer Ehrenamtlicher 13 Festivals auf die Beine gestellt. ... |
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Música Paula Suarez & Leda Torres - Die Archäologinnen des Tango von Jürgen Ramspeck „Wir sind Archäologinnen des Tango“, erklärt Pianistin Paula Suarez dem aufmerksamen Publikum. „Wir wühlen uns durch das unfassbar große Archiv des Tango, finden echte Perlen und erarbeiten sie für das Konzert heute Abend.“ Es gibt allerdings einen großen Unterschied zur Archäologie: Der Tango lebt!Paula Suarez und Leda Torres haben auf ihrer ersten Europa-Tournee das Publikum begeistert: beim Tango-Festival in Tarbes, in Paris, Amsterdam, Hamburg, Berlin, Bern und Schwabach bei Nürnberg. Suarez und Torres flitzen mit ihren flinken Fingern über die Tastatur des Steinway-Flügels und bringen die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Staunen. Denn vierhändig hat das Publikum Klassiker wie Canaro en Paris, Piazzollas Decarísimo oder Puglieses Recuerdo noch nicht gehört. So bleibt es während der Darbietung mucksmäuschenstill. Dazwischen lockern die beiden sympathischen Musikerinnen die Atmosphäre auf: Sie erzählen Anekdoten über den Komponisten, das Orchester oder über ihre Arbeit. Das Publikum dankt es mit glücklichen Gesichtern und langem Applaus. ... |
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Música Moving Friends - Wie Margreet Markerink Freunde bewegt von Dani Buijtenhek Sie gewann die bedeutendste Auszeichnung, die eine Musikerin für einen neuen, tanzbaren Tango bekommen kann: den ‚Choclo’, sozusagen den Grammy der Tangoszene. Das war vor neun Jahren, und zwar für fünf ihrer Klavierkompositionen – darunter Aqui. Damals wie heute überzeugt Margreet Markerinks gelungenes musikalisches Wechselspiel zwischen Klavier und Bandoneon, mit manchmal melancholischen, und dann wieder luftig-leichten, hör- und tanzbaren Liedern. Wer ist diese Holländerin, die Jury und Publikum gleichermaßen begeistert? Margreets musikalische Karriere beginnt bereits im zarten Kindesalter, als sie - achtjährig - Klavierunterricht nimmt. Obwohl dem Tasteninstrument schnell verfallen, sollte es noch lange Jahre dauern, bis sie ihren persönlichen Musikstil findet. Sie schließt das Studium ‚Musiktherapie’ in Nijmegen ab und reist erstmal durch Nepal und den Himalaya, um zu sich und ihrer musikalischen Bestimmung zu finden. Zurück in ihrer holländischen Heimat, studiert Margreet klassisches Klavier in Hilversum, und fünf Jahre nach dem Studium – auf Empfehlung von Carel Kraayenhof – absolviert sie ein Aufbaustudium ‚Tango’ am Konservatorium in Rotterdam. ... |
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CD Tango Orkesteri Yön tummat siivet - Dark Wings Of The Night von Gerhard Litterst So klingt also das Aufatmen, der erlöste Freudengesang einer Frau, die sich endlich aus einer enttäuschenden Beziehung gelöst hat und lustvoll-hungrig auf ein neues Leben zueilt: Juna, komponiert von Anna-Mari Kähärä mit einem Text von der Schriftstellerin Anna-Leena Härkönen. Aufgepasst Männer! Gegen diesen jubilierenden Gesang über einer temperamentvollen Musik, die am Besten als Milonga zu tanzen ist, ist der Verlassenheitsschmerz eine Wellnessanwendung … Mit der Komposition Hyljätti (Verlassen) des Pianisten und Enembleleiters Timo Alakotila und den Lyrics von Marja-Liisa Vartio liefert ‚UNTO’ aber auch die spiegelbildliche Tragödie: In einer wirklich traurigen Tangoballade ertränkt sich ein Mädchen im Fluss, nachdem es von seinem Geliebten verlassen wurde. … |
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