Ausgabe Nr. 65 - Januar/Februar/März 2016
Inhalt
- Danza – Lorena Ermocida - Wir waren dafür geschaffen, miteinander zu tanzen“. Von Ute Neumaier
- Moda – Tanzende Mode - ... entworfen von Monika Sommer, stellt Klaus Hympendahl vor
- Festival – Bordeaux tanzt - Vom ‘Cité Tango Festival’ ist Edith Werner begeistert
- Serie – Gesund tanzen IV - Rückwärts gehen. Männliche und weibliche Schrittmuster. Von Dr. Michael Groß
- Portrait – Stilecht - Tango y más und El Puente in Bamberg, von Susanne Mühlhaus
- Ambiente –– Milonga de las Flores - Zwischen Waschmaschinen und Bügeleisen hat Peter Mötteli in Bern getanzt
- Bandoneón –– Berliner Bandoneon - Musik und Kunsthandwerk made by Klaus Gutjahr, von Sabine Wacker
- Focus –– La Cadena - Über das Ende der niederländischen Tangozeitschrift berichtet Andrea Konschake
- Música –– JahreszeitenTango - Ungewöhnliche Begegnungen in Süddeutschland schildert Olli Eyding
- Tango & Bühne –– María de Buenos Aires - Die Tango-Oper am Theater Bremen, von Sigrid Schuer und Frank Schümann
- Danza –– Zueinander gefunden - Lucila Cionci & Rodrigo 'Joe' Corbata hat Susanne Mühlhaus begleitet
- Workshop –– 'Cosae Mandinga' - Das teuflische Duo unterrichtet die Musikalität des Tango. Von Stefan Sagrowske
- Galeria –– Christine Bülow - Die Künstlerin und Tangotänzerin hat Susanne Langer besucht
- Danza –– Karin Solana Brennan - Von der Primaballerina zur Tanguera. Ein Interview von Luis Brand
- Focus –– Senioren - Ein Tango Argentino-Angebot für Altenheime stellt Dierk Jensen vor
- Ambiente –– Garufa in Regensburg - Die Milonga im Barocksaal der Thurn und Taxis stellt Susanne Mühlhaus vor
- Libros –– Haltung zeigen - Das Buch von Maja Günther hat Gerhard Riedl gelesen
- Tango & Film – El Último Tango - Den neuen Film von German Kral hat sich Peter Mötteli angeschaut
- Danza –– Mingo Pugliese - Radikal. Undiplomatisch. Klar. Von Mathis Reichel
- Portrait –– Duna Rolando - Die argentinische Tangosängerin und Malerin stellt Andra Joeckle vor
- Focus –– Tango trifft Trance - Wie Hypnose unser Tanzen verbessern kann, weiß Dr. Christiane Rasmus
- Buenos Aires –– Milonga ohne Traspié - Impressionen aus Buenos Aires von Mathis Reichel
- Veranstaltungen –– Tanzen und erleben - Tango-Bälle mit Livemusik, Konzerte, Shows, Ausstellungen
- Tanzkalender –– Tanzen gehen - Milongas und Tangosalóns in Deutschland
- Tanzkalender –– Tanzen gehen - Milongas und Tangosalóns in Europa
- Veranstaltungen –– Tango im Radio
- Workshops –– Tanzen Lernen - Überregionale Angebote an Wochenenden
- CD-Recensiones –– Neue CDs - Gehört und bewertet von unseren Autoren
- Focus –– Tango Mobil - Tango-Apps erleichtern die mobile Tanzplanung in Berlin, von Elke Koepping
- Serie –– Vier Einblicke - Neue Serie zum Thema ‚Partnerschaft & Tango‘ von Johannes Feuerbach
- Libros –– Tango und Weltkino - Pedro Ochoa unternimmt eine kluge Entdeckungsreise, schreibt Arndt Büssing
- Recuerdo –– Osvaldo Cartery: „Wenn ich tanze, dann liebe ich.“ Ein Nachruf von Luis Brand
- Noticias –– Nachrichten & Kurzmeldungen aus der Tangowelt
- Feedback –– Leserbriefe – Kritische Anmerkungen unserer Leser
Leseprobe
Bandoneón Berliner Bandoneon - Musik und Kunsthandwerk made by Klaus Gutjahr von Claudia Bertram Eingehend untersucht Klaus Gutjahrin seiner Werkstatt in Berlin-Schöneberg ein Bandoneon, das mehr als 80 Jahre alt ist. "Mensch Arnold," murmelt er dabei, "was hast du denn da gemacht?". Gemeint ist niemand anderes als Alfred Arnold, dessen Markenzeichen 'AA' einem Qualitätssiegel für Bandoneons gleichkommt. Bis heute schwören viele Tangomusiker auf den Klang der Bandoneons aus seiner Zeit und misstrauen neuen Instrumenten. Die Bewunderung, mit der Arnolds Handwerk bis heute eingeschätzt wird, teilt Gutjahr nur bedingt. "Alfred Arnold hat gute Instrumente gebaut, keine Frage," sagt er. "Seine Konstruktionsweise aus dem 19. Jahrhundert hat jedoch auch Mängel." Eine Einschätzung von einem Experten über einen Experten. Denn Gutjahr baut seit Jahrzehnten eigene Instrumente. Dabei spielt er auch professionell Bandoneon - Musik und Handwerk sozusagen aus ein- und derselben Hand. Mit dieser einzigartigen Kombination hat er sich einen Namen gemacht und ist in der Tangoszene weit über Deutschland hinaus bekannt. … |
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Danza Lorena Ermocida - "Wir waren dafür geschaffen, miteinander zu tanzen" von Ute Neumaier, Buenos Aires Lorena Ermocida und Osvaldo Zotto tanzen im Sunderland Club zu Mañana zarpa un barco von Carlos Di Sarli. Mit einer Ruhe und Eleganz, die einen den Atem anhalten lässt. Die Zeit scheint stillzustehen. Sie gehen 'nur', und dennoch kann man sich ihrem Bann keine Sekunde lang entziehen. Zwei Menschen werden im Tanz eins, tanzen die Stille. Diese Szene liegt zehn Jahre zurück und bleibt doch jedem, der sie beobachten durfte, unvergessen. Wer den Namen von Lorena ausspricht, nennt unweigerlich auch den von Osvaldo, denn sie waren eines der berühmtesten Salon-Paare der 90er-Jahre. Im Interview berichtet Lorena von mehr als einem Jahrzehnt mit dem unvergessenen Tänzer, ihrer Erfahrung als Assistentin von Juan Carlos Copes, von Gloria & Eduardo Arquimbau, einer anderen Tangozeit, einem traurigen Abschied und von ihrem neuen Glück. … |
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Ambiente Milonga de las Flores - Tanzen zwischen Waschmaschinen und Bügeleisen von Peter Mötteli Milonga de las Flores, am Rande von Bern, Schweiz, Richtung Ostermundigen, am Libellenweg 10, beim Gastgeber Joaquin Casanova, genannt Quino. Wenn das keine Bilder und Assoziationen hervorruft. Wer würde da kein Blumenmeer, kein rosa Ambiente, keine romantischen Begegnungen erwarten? Die Wirklichkeit könnte kontrastreicher nicht sein, zunächst. Wir treffen in einem Industrie- und Gewerbe-Areal auf einen Recyclingpark, am Eingang Schilder für ein Fitnessstudio, eine Firma für ‚Bäder, Sanitär, Heizung'. Weiter hinten aber sehen wir es farbig leuchten, hören Tangotöne, folgen ihnen und befinden uns vor einem Raum, der mit ‚Textilpflege Bern' angeschrieben ist. Quino empfängt uns herzlich - er wird später alle Gäste ebenso verbindlich wie persönlich begrüßen - und wir sind nach wenigen Sekunden in einem anregenden Gespräch. Seine Arbeits- und Lebensjahre im spanischen Valencia hat er genutzt und Tango tanzen gelernt. … |
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Serie Gesund Tanzen. Rückwärts gehen - Männliche und weibliche Schrittmuster von Dr. Michael Groß Das Rückwärtsgehen im Tango ist eine Bewegung, die uns von Natur aus vollkommen fremd ist. Sie ist derart ungewohnt für unseren Körper, dass wir quasi automatisch in Muster verfallen, die den Tango stören. Häufig kommt es dabei zu Kollisionen im Bereich der Knie und Füße. Worauf wir also achten dürfen ist eine Beinführung, die dem Rücken entspringt und sich bis in die Fußspitze hinein fortsetzt. - Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Autor schreibt diese Serie für Tänzerinnen und Tänzer, die in ihren ersten Lernjahren stehen. Hier ist eine sorgfältige Anleitung besonders wichtig, damit die Entstehung ungünstiger Bewegungsmuster frühzeitig erkannt wird. Hat sich ein Muster erstmal etabliert, so fällt es extrem schwer, es durch ein besseres zu ersetzen. Bein- und Fußarbeit bilden das Fundament des Paares im Tango. Ohne solides Fundament ist eine geschlossene Tanzhaltung undenkbar. Zwar kann man durchaus 'eng' tanzen (und die Köpfe aneinander kuscheln), aber ein guter Apilado, bei dem beide Partner zu einem Körper verschmelzen, ist etwas völlig anderes. Hierzu braucht es Verlässlichkeit, und das bedeutet mehr als bloß Nähe. … |
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Tango & Film El Último Tango - Großes Kino zu großen Themen von Peter Mötteli "El Último Tango - Un Tango Más ist eine emotionale und visuelle Liebeserklärung an den Tango, die Leidenschaft und das Leben. Vor allem aber ist es die Liebesgeschichte der beiden berühmtesten Tangotänzer der Geschichte: María Nieves (*1938) und Juan Carlos Copes (*1931)." So oder ähnlich wird der Film in den offiziellen Ankündigungen beworben. María Nieves erinnert sich in den sorgfältig geführten Interviews nicht nur an Fakten, sondern lebt vor allem die damit verbundenen Emotionen. Mit wenigen Worten und kurzen Sätzen lässt sie uns teilhaben an den Schlüsselstellen ihres Lebens und ihrer Karriere, an den freud- und leidvollen Momenten und Lebensphasen. Sie scheint dabei den Tango in ihre ausdruckstarke Mimik gelegt zu haben, wir erleben Freude und Wut, Ohnmacht und Stolz ganz unmittelbar und authentisch. Im Zeitraffer werden wir Zeugen all der Widersprüche, die eine lebendige Biografie ausmachen. "Der Tanz an sich war mir nicht so wichtig, sondern die Person ... ich hatte mich in ihn (Copes) verliebt. Punkt!" … |
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Workshop Cosae Mandinga - Ein teuflisches Duo von Stefan Sagrowske Teuflische Dinge können beim Tango geschehen: Tänzer, die Musikern die Haare zu Berge stehen lassen, weil sie zu allem tanzen, nur nicht auf ihre Musik. Und Musiker, die so spielen, dass Tänzer verzweifeln, weil sie nicht ahnen, welcher Schritt gerade passt oder wie der Rhythmus weitergeht. Gut, dass es da ein teuflisches Duo gibt, das beiden Parteien mehr Vergnügen beim Tango bereiten will: 'Cosae Mandinga'. Warum das junge argentinische Duo sich ausgerechnet 'Teuflische Dinge' nennt, hat einen ganz einfachen Grund. Wenn Leandro Diaz (Gitarre, Gesang) und Mauro Andrés Mauceri (Bandoneon) sehen, dass es ihnen gelungen ist, eine Verbindung zwischen ihrer Musik und den Tänzern herzustellen, dann reizt es sie höllisch, die Paare mit ihren Klängen ein wenig herauszufordern, zu überraschen. Aber nicht zu viel, schließlich soll die Verbindung nicht reißen. Denn: "Wenn alle Paare auf einer Milonga an der selben Stelle eine Pause machen, ist das einfach Magie für uns Musiker", erzählt Mauro, der mit seinen 28 Jahren eher wie ein Lausbube (auch das kann Mandinga bedeuten) denn wie ein Teufel wirkt. … |
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Festival Bordeaux tanzt - Cité Tango Festival von Edith Werner Zum dritten Mal sammelten die Tangoclubs der Metropole Aquitaniens an der französischen Atlantikküste alle Kräfte und ließen ihre Stadt im Tangorhythmus vibrieren. Ein herrlicher Frühling half mit. Rund um die Kathedrale St. André, deren goldener Engel auf der Kirchturmspitze mitzutanzen schien, vermittelten die Tangopaare den Schaulustigen in den Straßencafés Lebensfreude pur. Auftakt war am Vorabend der Tangowoche im Hauptbahnhof St. Jean. Das stattliche Belle Epoque-Gebäude bildete den passenden Rahmen für lateinamerikanische Verve. 40 Paare tanzten am Nachmittag durch die Bahnhofshalle. Franzosen und besonders Französinnen haben einen angeborenen Sinn für Eleganz und Grazie. So ließ mancher Reisende seinen Rollkoffer stehen und versuchte sich in ersten Tangoschritten. Tango an einem Ort des Reisens, des Ankommens und Abschiednehmens. Welch schöne Übereinstimmung mit den Anfängen der Tangopassion in La Boca, dem Einwandererviertel von Buenos Aires. Aus Argentinien stammen die beiden Initiatoren des Festivals, das Tangolehrerpaar Sandra Molino & Jorge Rodriguez. … |
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CD-Recensiones Roulotte Tango - El Siguiente von Karin Betz Die vierte CD des französischen Kollektivs 'Roulotte Tango' "nährt sich aus einer langwierigen poetischen Reflexion", schreibt das Orchester. Schön gesagt. Hier wollen Musiker nicht ihre jüngste Auswahl von Tangoklassikern, sondern vielmehr ein kleines Gesamtkunstwerk präsentieren. Und das darf dann auch programmatisch mit Jacques Brels politisch-poetischem Klassiker Au suivant (der der CD den Titel gibt) statt eines Tangos beginnen. Nachdem die Vorgänger-CD Muñeca Mecánica die Rhythmen und den Taktschlag der großen Orchester der 40er- Jahre untersuchte, interpretiert El Siguiente eine größere Bandbreite von Klassikern mit Neugier, Kühnheit und Humor. Sie ist, wie man der Homepage des Kollektivs entnehmen kann, das Produkt der Zusammenarbeit mit dem Künstler Thomas Collet an einem Tangotheaterprojekt namens Centre 3. Wer hier also einfach nur tanzbare Tangos erwartet, wird nicht bedient. El Siguiente ist durchaus tanzbar, das zwölfköpfige (!) Orchester fordert und fördert aber bewusst das Hinhören. Die Musik sprudelt über vor Energie, sie möchte es prickeln und knistern lassen im Gehör, um zum aufmerksamen Zuhören auf die Feinheiten der Musik und die Inhalte der Texte zu animieren. … |
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Tangodanza Team: Andrea Konschake, Claudia Viotto, Regina Latyschew, Olaf Herzog