Ausgabe Nr. 53 - Januar/Februar/März 2013
Inhalt
- Ambiente –– Cochabamba 444 -– Die Milonga mit Herz und Gewissen hat Ute Neumaier besucht
- Ambiente –– tango8 –- Fabrikhallencharme in Köln, von Dana Marietta Oberschelp
- Bandoneon –– Heinrich Band –- Die Ausstellung 'Krefeld. Band. Bandoneon' hat Agnes Absalon besucht
- Galería – Aphorismen des Tanzes -– Frank Naumanns Tangobilder hat sich Sabine Zubarik angeschaut
- Danza –– "Tango ist eine Sprache" –- Bruno Tombari & Mariangeles Caamaño im Publikumsgespräch
- Danza –– Silvio Grand -– Über Erotik und Missverständnisse (beim Tangotanzen), von Beata Sievi
- Tango & Film –– Tango libre –- Eine Fünfecks-Geschichte hat sich Peter Mötteli angeschaut
- Milonga –– DJs in Buenos Aires -– Die hohe Kunst der Musikauswahl, von Gustavo Benzecry Sabá
- Milonga –– Das ‚La Milonga’ schließt -– Über das Ende einer Ära in Bremen berichtet Eileen Stiller
- Fusión –– Contango -– Über Tango Argentino & Kontaktimprovisation schreibt Klaus Kieser
- Poesía –– Wie der Tango traurig wurde -– Zur Lyrik des 'klassischen' Tangos schreibt Ubaldo Pérez-Paoli
- Poesía –– No te apurés, Carablanca -– Text und tänzerische Interpretation, von Walter Messner und Mariell Kiebgis
- Música –– Ariel Ardit -– Den argentinischen Sänger hat Gabriel Martín Cócaro getroffen
- Szene –– Wien -– Eine Tango-Gebrauchsanweisung, von Verena Lammer
- Focus –– Tango & Coaching -– Einen Workshop zum Thema hat Marie-Chantal Tajdel besucht
- Portrait –– José Erman –- Ein Leben für den Tango in Uruguay, von Roberto Saban
- Portrait –– Juan D. Lange –- Mit dem ‚Vermittler zwischen den Welten’ sprach Susanne Langer
- Reise –– La Rogaia -– Eine Woche Urlaub bei Freunden hat Peter Mötteli verbracht
- Discusión –– "Es gibt Milongas ..." - Über furchtbare Tanzabende ärgert sich Klaus Marcher
- Veranstaltungen –– Tanzen und erleben - Tango-Bälle mit Livemusik, Konzerte, Shows, Ausstellungen
- Tanzkalender –– Tanzen gehen - Milongas und Tangosalóns in Deutschland
- Tanzkalender –– Tanzen gehen - Milongas und Tangosalóns in Europa
- Veranstaltungen –– Tango im Radio
- Workshops –– Tanzen Lernen - Überregionale Angebote an Wochenenden
- CD-Recensiones –– Neue CDs - Gehört und bewertet von unseren Autoren
- Política –– Polarisierung –- Über Massenproteste in Argentinien berichtet Camilla Landbø
- Libros –– Der Dolmetscher –- Den Roman von Néstor Ponce hat Sylvia Menzdorf gelesen
- Libros –– Tango-Komplex -– Das E-Book von Peter Echevers stellt Claudia Tiemann vor
- Recuerdo –– Pascual Mamone –- Ein Nachruf von Fernando Miceli
- Recuerdo –– 'Pocho' -– Den großen Milonguero würdigt Ute Neumaier
- Noticias –– Nachrichten & Kurzmeldungen aus der Tangowelt
- Feedback –– Leserbriefe –– Kritische Anmerkungen unserer Leser
Leseprobe
Danza –– Bruno Tombari & Mariangeles Caamaño - „Tango ist eine Sprache” Bruno und Mariangeles sind seit einigen Jahren Gäste bei internationalen Tangofestivals in ganz Europa. Wer ihren Werdegang etwas verfolgt, stellt fest, dass sie immer wieder an die gleichen Orte zurückkehren. In der Begegnung mit ihnen wird schnell klar, warum das so ist. Sie sind herzlich, offen, sympathisch. Ihr Verständnis von Tango ist profund und ernsthaft, aber auch geprägt von viel Spaß. Zu Hause in Buenos Aires unterrichten sie regelmäßig in der Milonga La Misteriosa, wo auch das 'Orquesta Típica Misteriosa Buenos Aires' als Hausorchester auftritt. Bei einem Aufenthalt in Buenos Aires haben sich Joachim Tschütscher, der Organisator des Tangofestivals Innsbruck, und Mario Soto mit dem Tanzpaar getroffen, um die Beiträge der beiden beim seinerzeit noch bevorstehenden Tangofestival zu besprechen. Dabei äußerten Bruno und Mariangeles den Wunsch, einmal bei einem Festival über die Arbeit in den Workshops hinaus mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Daraus entwickelte sich die Idee des Künstlergesprächs, das beim dritten Tangofestival Innsbruck im vergangenen Oktober stattgefunden hat und von Mario Soto moderiert wurde. ... |
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Milonga –– DJs in Buenos Aires oder Die hohe Kunst der Musikauswahl von Gustavo Benzecry Sabá, Buenos Aires Mit den Anfängen des Tango-Booms in den 90er-Jahren vervielfachte sich nicht nur die Zahl der Tänzer und Lehrer, sondern auch die der Organisatoren von Milongas. So hat sich in den vergangenen 20 Jahren das Angebot von drei bis vier Milongas pro Tag auf derzeit 25 bis 30 erhöht; etliche wurden allerdings eröffnet und auch relativ schnell wieder eingestellt. ... Die Musiklandschaft auf den Milongas in Buenos Aires hat sich sehr verändert. In letzter Zeit wird die Musik der traditionellen Orchester mit neuen Versionen aktueller Orchester vermischt, die eine ähnliche musikalische Qualität, aber technisch bessere Aufnahmen bieten. Unbekannte Tangos, Milongas und Valses traditioneller und nicht-traditioneller Orchester werden neben verschiedenen Orchestern alternativer lokaler und ausländischer Stile gespielt. Häufig stammt die traditionelle Musik von Orchestern aus den 30er- bis 60er-Jahren, mit dem Schwerpunkt auf den 40er- und 50er-Jahren. Dazu gehören D’Arienzo, Troilo, Pugliese, Canaro, Fresedo, Di Sarli, Caló und Tanturi, um nur einige zu nennen. Auf fast allen Milongas werden immer dieselben traditionellen Kompositionen in der immergleichen Reihenfolge präsentiert. Für die fehlende Varianz gibt es verschiedene Gründe: Routine, Desinteresse an einer neuen Stückfolge, Unkenntnis, fehlendes Musikmaterial, Unterschätzung des Publikums, Erwartungen der Tänzer oder des Milongabetreibers. ... |
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Szene –– "Jeder raunzt für sich alleine" -Eine Tango-Gebrauchsanweisung für Wien von Verena Lammer Neulich erzählte eine Stadtführerin, dass Besuchergruppen aus Argentinien in Wien keinesfalls gleich den Stephansdom oder ähnliche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen wünschten, sondern ihre erste Frage fast immer dem Sigmund Freud Museum in der Berggasse 19 gelte. Nicht ganz erstaunlich, da es in keiner Stadt eine so hohe Dichte an Psychologen und Therapeuten gibt wie in Buenos Aires. „Vom Parkett auf die Couch“ las ich einmal in einer Reportage über Buenos Aires. Von der berühmten Couch von Sigmund Freud ist es aber auch in Wien nicht weit aufs Parkett. Angehörige medizinischer und (psycho-) therapeutischer Berufsgruppen sind hier in der Tangoszene, die heute aus etwa 400 aktiven Tänzerinnen und Tänzern besteht, besonders häufig anzutreffen. Davon tanzen 50 bis 70 'Freaks' beinahe täglich Tango, der Rest aber zumindest einmal pro Woche in Kursen, Workshops, Prácticas und auf Milongas von einigen größeren und vielen kleinen Veranstaltern, insgesamt mittlerweile fast 40. Es wird wohl ein Zufall sein, dass die Tangobar nur wenige Gehminuten von der Berg-gasse entfernt am Sigmund Freud Park liegt. Seit mehreren Jahren veranstalten Herta und Marius Spannbauer hier jeden Donnerstag die größte Milonga von Wien mit bis zu 200 Besuchern pro Abend im Albert Schweitzer Haus in der Schwarzspanierstraße. ... |
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Focus –– Tango & Coaching - „Führungsprobleme sind Beziehungsthemen“ von Marie-Chantal Tajdel Lässt sich der Tango auf die Führung in der Unternehmenskultur übertragen? Tangolehrerin und Coach Gertrud Arlinghaus aus Lohne (südlich von Oldenburg) bietet genau zu diesem Thema Workshops an und ist überzeugt, dass Tango Firmen sogar vor der Insolvenz retten kann. Unsere Autorin hat sich eines ihrer Seminare angeschaut. Schon das Gehen ist gar nicht so einfach, wenn man sich auf jeden Schritt konzentrieren muss. Ein Schritt vor, stehen bleiben, den anderen Fuß nachziehen. Ein Wackler zwingt zum stehenbleiben. Also wieder zentrieren, die Schultern gerade rücken, vielleicht die Augen schließen. Dann geht es weiter im Fluss der anderen Teilnehmer. Es ist eine Übung in getanzten Bildern, die Gertrud Arlinghaus, Pädagogin, Coach und Tangolehrerin, mit dem Tango-Führungsseminar anbietet. Theorie und Praxis stehen in lebhaftem Wechsel, und die Teilnehmer werden beständig mit einbezogen und gefordert. Im Seminar geht es um Fragen zum Thema 'Wie füllen Mitarbeiter und führende Kräfte eines Unternehmens ihre Positionen aus?'. Und wie können herausfordernde Situationen bewältigt werden? Die Teilnehmer trainieren anhand von praktischen Übungen, die den Prinzipien des Tango entlehnt sind. ... |
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Ambiente – Cochabamba 444 - Milonga mit Herz und Gewissen von Ute Neumaier, Buenos Aires Kopfsteinpflaster, eine einsam und verlassen wirkende Straße mitten in San Telmo. Ein Vereinshaus im alten Stil, der Club Manuel Belgrano. Vor der Tür junge Leute, rauchend, lachend, weitab von jeglichem Modediktat oder Milonga-Dresscode. Auf der Tanzfläche dreht die Jungschar fröhlich und eng umarmt ihre Runden. Ein strahlendes „Feliz Jueves“ – und schon gehört man zum 'Jueves de Cochabamba', der durch den plötzlichen Tod der Organisatorin zum 'Jueves de Ana Postigo' wurde. Die 'Cocha' hat Tradition, war schon früh Zufluchtsstätte des Tango und Zeugin seines Wandels. Mehr oder weniger kunstvolle Porträts, Gemälde und Pokale sowie stark verblichene Ablichtungen der Tangogrößen der vergangenen 30 Jahre erzählen davon. Hier unterrichtete in den Achtzigern der mythische 'Pepito' Avellaneda und in den Neunzigern Mingo Pugliese mit seiner Frau Esther. Hier probte und lehrte Gustavo Naveira mit Olga Besio und später mit Giselle-Anne. Hier ging Omar Vega ein und aus, und für Eduardo Capussi wird auch heute noch bis 23 Uhr 'sein' Tisch freigehalten. Hier entstanden vor 17 Jahren die ersten Prácticas, die unter der Leitung von Ana Postigo (†2011) vor neun Jahren zu einer Milonga wurden. ... |
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Galería –– Frank Naumanns Tangobilder - Aphorismen des Tanzes von Sabine Zubarik Wie der Erfurter Maler Frank Naumann als Nichttänzer und „musikalischer Maulwurf“ (so bezeichnet er sich selbst) ausgerechnet auf den Tango kam, das gibt er freimütig preis: Die persönliche Freundschaft mit einer passionierten Tangotänzerin und inzwischen –lehrerin aus Greifswald sei es gewesen, die in ihm den Wunsch weckte, sich mit dieser Bewegungsform kreativ auseinander zu setzen. Zwar ist der tanzende Mensch generell in Naumanns Arbeiten sehr präsent (z.B. in der Serie Tanz in den Mai), doch der Argentinische Tango sei ihm, das gesteht er, schon der vertrauteste Tanz; öfters habe er zugesehen auf Milongas. Auch das Anhören der Musik hat ihn bei der Bearbeitung des Themas inspiriert, und das eine oder andere Tanzvideo. Eher durch Empfindung und Beobachtung als durch den Intellekt versucht er nachzuvollziehen, was da genau passiert, wenn sich ein Paar gemeinsam bewegt. Wie die Tänzer miteinander umgehen steht dabei im Vordergrund, denn schließlich geht es ihm nicht um die Gesamtatmosphäre bei der Milonga, sondern um interessante Posen und die Körpersprache in der Paarkonstellation. ... |
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CD-Recensión –– Tango Crash - Accidente De Tango von Stefan Franzen Je modischer ein Genre, desto schneller wirkt es anachronistisch. Gerade beim mittlerweile schon in die Jahre gekommenen Tango Electronico lässt sich das zur Zeit beobachten. Wer hier noch spannend bleibt, oder gar Neuland abstecken kann, gehört zu den Könnern. Und nichts anderes ließe sich von den Electronico-Pionieren um Daniel Almada und Martin Iannaccone aus Basel und Berlin sagen, die mittlerweile ihr viertes Opus vorlegen. Der 'Tangounfall', wie der Titel es verheißt, beginnt zunächst ganz außerhalb der Electronico- und fast auch außerhalb der Tango-Sphäre überhaupt. Denn im Titelstück weht zwar auch ein Bandoneon durch, im Kern handelt es sich hierbei jedoch um ein jazzig einherschreitendes Artefakt mit Sax und Trompete in den Hauptrollen. Das wilde Gebaren aus den Anfangsjahren ist auch im weiteren Ablauf des Albums einem subtileren Reflektieren gewichen. ... |
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Tangodanza Team: Andrea Konschake, Christina Korn, Regina Latyschew, Olaf Herzog