Nicole Nau
Tanze Tango mit dem Leben
222 Seiten, Taschenbuch, Bastei Lübbe Verlag Köln, 2013
Nicole Naus Buch ist eine Mischung aus Autobiographie und Beziehungs- bzw. Liebesgeschichte. Für die Autobiographie spricht die chronologische Erzählweise sowie die ausgiebige Beschreibung ihrer Familie und ihres Starts in den Tango im Eingangsteil. Bei der sie, sehr direkt, auch über die massiven Alkohol-Probleme ihrer Mutter berichtet. Die Liebesgeschichte, bezogen auf ihren jetzigen Ehemann und Tanz-Partner Luis Pereyra beginnt erst später im Buch. Und ist, wie bei fast jeder europäisch-südamerikanischen Partnerschaft, natürlich nicht unproblematisch, zumal Pereyra aus dem ländlichen Norden Argentiniens und noch dazu aus sehr einfachen Verhältnissen stammt. Unausgesprochene Erwartungen, konfliktäre Verhaltens-Strategien und der Spagat, Tanz-Partner auf der Bühne und Beziehungs-Partner im Leben zu sein, sorgen dabei immer wieder für Frust und Clinch; wachsendes Verständnis und zunehmendes Vertrauen wiederum bringen beide zueinander.
Eine der Stärken des Buches dieser Tänzerin mit einem bemerkenswerten Lebensweg: Der Leser erfährt explizit und zwischen den Zeilen so einiges über die unbekannte Welt des Show-Tango. Unverblümt geht die Autorin mit den Lebensverhältnissen in Argentinien um. Wie Familienverbände dort oft noch ticken, was das nationale Gesundheitssystem leistet und welche Stellung die Bevölkerungsteile mit indigenen Wurzeln immer noch haben, kann man bei ihr nachlesen. (Rezension in Tangodanza 4.2014)