Hannes Bahrmann
Rattennest - Argentinien und die Nazis
272 Seiten, Softcover, 2019
27 Kapitel widmet der Historiker und Lateinamerika-Spezialist dem eher düsteren Gegenstand. Sein Buch ist chronologisch ausgerichtet und folgt den historischen Entwicklungen. Inhaltlich hält sich Bahrmann strikt an Fakten und belegte Tatsachen, die aber so informativ wie spannend aufbereitet wurden, dass ein sehr gut lesbares und ungemein informatives Geschichtsbuch entstanden ist.
Um die Hintergründe der Verbindungen zwischen Deutschland und Argentinien nachvollziehbar zu machen, beleuchtet das Buch auch die Geschichte des Landes. Die Darstellungen zur NS-Fluchtwelle in Richtung Argentinien, etwa ab 1944, lesen sich streckenweise wie ein Geheimdienstroman. Sie war weit größer als allgemein bekannt, von argentinischer Seite gewollt und in allen Punkten heimlich unterstützt.
Die Route führte nicht nur über den Vatikan, wo jeder 'gute' Katholik eine Chance bekam, Fürsprache und Handgeld vorausgesetzt. Viel lief auch über die Schmuggler-Routen in Südtirol. Schier unglaublich verlief die Einreise aus Nordeuropa. Dort sorgte – im Auftrag des argentinischen Einwanderungsamtes – ein als 'Vertreter der evangelischen Kirche von La Plata' auftretender Funktionär dafür, dass gefangene Deutsche in sein Land ausreisen durften. Über die zahlreichen 'Kameradschaften' in Argentinien durfte sich danach niemand wundern.
(Rezension in Tangodanza 93 - 1.2023).