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Sieglinde Oehrlein Sofia Luces 4120

Sieglinde Oehrlein Sofia Luces


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Sieglinde Oehrlein

Sofia Luces, Kinder aus der „Verborgenen Stadt“

258 Seiten Taschenbuch

Buenos Aires - Traumstadt oder Stadt der Alpträume

In der von vielen als Traumstadt des Tango und der herrlichen Steaks verklärten Metropole Argentiniens leben Tausende von Menschen in Dutzenden dieser Slums, genannt „villas miseria“, in erbärmlichen Umständen. In ihrem Buch begleitet Sieglinde Oehrlein die Leser hinter die Kulissen der „Traumstadt“, auch hinter die Mauern der „Verborgenen Stadt“ und gewährt ihnen einen Einblick in die Lebens­verhältnisse besonders der Kinder in einem dieser Slums.

Bei ihren regelmäßigen Besuchen, - zweimal in der Woche fährt die Autorin nach „Ciudad Oculta“, um mit einer Gruppe von Kindern zu spielen, zu malen und zu basteln, - lernt sie die Lebens- und Denkweisen dieser Kinder aus ihrer eigenen Perspektive kennen.

Besonders aufschlussreich sind Sieglinde Oehrleins Fahrten mit den Kindern in die Stadt. Auf diesen Fahrten lernt der Leser die touristischen Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen, die Plaza de Mayo, mit dem Emblem der „Mütter der Plaza de Mayo“, die nach ihren während der Militärdiktatur (1976-1983) „verschwundenen“ Kindern suchen, das Nobel- und Museumsviertel Recoleta („Das muss aber teuer sein!“) mit seinem berühmten Friedhof, die Plaza San Martín mit den Palästen reicher Adelsfamilien („Die müssen sich doch schrecklich einsam gefühlt haben“) und dem ersten Hochhaus der Stadt. Die Autorin und die Kinder streichen durch die Viertel Palermo und Abasto, wo Jorge Luis Borges und der Tangokönig Carlos Gardel ihre Jugend verbrachten, das Einwandererviertel La Boca (wo Fotos mit einem Pseudo-Maradona gemacht werden müssen) und die in den letzten Jahren „aufpolierte“ Hafenmeile von Puerto Madero („Hier ist es aber schön sauber“) sowie die exotischen Läden in China Town. 

Mit ihren Fragen und Äußerungen bei diesen Exkursionen verraten die Kinder eine Menge über ihr Denken und ihre Anliegen. Stets präsente Kulisse ist dabei das tägliche Leben in der argentinischen Hauptstadt. „Dürfen Kinder in ein Restaurant?“ „Darf man im Museum reden?“ „Wie gelangt man in einen fünften Stock?“, „Sieht man uns an, dass wir aus der ‚villa’ kommen?“, das sind die Fragen, über die man ihre „Kinderwelt“ kennenlernt. Eine Kinderwelt, die oft schon beladen ist mit Verantwortung und Erfahrungen wie die eines Erwachsenen. Sie leben in „Familien“, die zumeist keine sind; häufig sind es alleinerziehende Mütter mit 4 bis 10 Kindern von verschiedenen Vätern, die mit einem neuen Partner zusammenleben. Die meisten Kinder haben schon Schießereien miterlebt und kennen Drogenabhängigkeit und Beschaffungskriminalität von Familienmitgliedern oder aus eigener Erfahrung. 

Den Kindern ist „ihre“ Stadt ebenso „verborgen“ wie ihr Elendsquartier „Ciudad Oculta“ den übrigen Bewohnern von Buenos Aires aus politischen Gründen verborgen bleiben sollte. Und in dieser düsteren, “Verborgenen Stadt“ leben Kinder, die die „Leuchten“ der Zukunft sein könnten: ein Mädchen mit dem besten Notendurchschnitt der Schule, eine andere, die im Konzertsaal Belgrano Ballett tanzt, fröhliche, lebenshungrige Kinder.

Über die Autorin: 

Sieglinde Oehrlein wurde 1953 in Bamberg geboren. Neben dem Studium der Romanistik und Germanistik legte sie ein Übersetzerdiplom am Dolmetscher-Institut der Unviersität Heidelberg ab. Nach ihrer Promotion über „Spanische Schelmenromane“ übernahm sie Lehraufträge an den Universitäten Marburg und Heidelberg. Zwischen 1999 und 2014 lebte sie in Argentinien. Fasziniert von der ruhmreichen Vergangenheit der Stadt widmete sie Bunoes Aires einen „Kulturellen Reiseführer“. Der vorliegende Band, sozusagen als Kontrastprogramm, legt Zeugnis ab von ihrer mehr als zehnjährigen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in einem Armenviertel von Buenos Aires. Dieser Text zieht die Bilanz ihres geduldigen Einsatzes und ihrer mühsamen Arbeit. Er beschreibt Zweifel, Hoffnungen und Fortschritte.