Petra Nagenkögel:
Dort - Geografie der Unruhe
Roman, 172 Seiten, gebunden, 2019
Eine Frau auf der Suche nach Wirklichkeit.
‚Dort‘, das ist Argentinien, Buenos Aires und seine Umgebung. Dies zumindest ist über jeden Zweifel erhaben. Die namenlose Erzählerin wird auf ihrer Reise durch das Land am Rio de la Plata hin und wieder „begleitet von bruchstückhaft erinnerten Zeilen eines Tangos“, empfindet die Präsenz und Bedeutung des legendären Gardel in Buenos Aires. Doch sind weder die Musik des Tango noch der Tanz das wirkliche Thema des Buches. Hier ist vielmehr eine Frau auf der Suche nach Wirklichkeit – und vor allem deren Sinn.
Die Erzählerin zeichnet Bilder von Städten, Dörfern und Landschaften; in szenischen Miniaturen erlebt der Leser Menschen bei verschiedensten Verrichtungen und in unterschiedlichen, meist alltäglichen Situationen. Geschichte, Politik, die sozialen Verhältnisse Argentiniens liefern den Hintergrund. Zitate anderer literarischer Werke verraten stilistische und gedankliche Vorbilder der Autorin. Schauplätze und Ereignisse sind durchaus fassbar, manchmal übergenau geschildert.
Petra Nagenkögel wirft einen illusionslosen, traurigen und Unruhe auslösenden Blick auf das ‚Dort‘, Argentinien, das vielen doch als das Mekka, als der Sehnsuchtsort des geliebten Tango gilt. Oder haben dieser Tanz und die ‚Unruhe‘ vielleicht etwas gemeinsam?
(Rezension in Tangodanza 82 - 2.2020)