Michael Lavocah
Tango Masters - Francisco Canaro
328 Seiten, Paperback, 2021, in englischer Sprache
Mit unzähligen Geschichten, Fakten, Querverweisen, Erklärungen und Details würzt Michael Lavocah seine mittlerweile fünfte Biographie eines Tango-Orchester-Leiters.
Im Zentrum steht natürlich die Musik bzw. die musikalische Entwicklung von ‚El Kaiser‘, wie der wuchtige Canaro von seinen Zeitgenossen genannt wurde. Und da kommt einiges zusammen, denn im Gegensatz zu den ‚Großen Vier‘ Troilo, Pugliese, Di Sarli und D’Arienzo, mit denen sich Lavocah in seinen ersten vier Büchern auseinandersetzte, begleitete und prägte Canaro den Aufstieg des Tango zur musikalischen Leitkultur Argentiniens fast von Beginn an. Canaro war ein umtriebiger Tango-Unternehmer, seine vielfältigen Projekte wie Revuen, Tango-Shows oder den gescheiterten Ausflug in die Filmindustrie bringt uns Lavocah im Hauptteil in locker lebendiger Sprache nach Jahren gegliedert nahe.
Rund die Hälfte der Seiten nehmen die beeindruckend detailreich recherchierten Besprechungen und Analysen emblematischer, exemplarischer, herausragender, besonders musikalischer oder historisch interessanter Tangos, Valses und Milongas ein. Den Aufwand, den Michael hier getrieben hat, kann man sich kaum groß genug vorstellen, umfasst Canaros Werk doch über 3.700 Aufnahmen. Da wundert es nicht, dass diesmal keine Diskographie mit dabei ist.
Dieses Buch, mit Abstand das umfangreichste der Reihe Tango Masters, setzt erneut Maßstäbe und bietet an der Musikhistorie Interessierten Stoff für viele Stunden Schmökern und Nachhören der Musikbeispiele und lässt den Leser kurzweilig in fünf Jahrzehnte Tangogeschichte eintauchen.
(Rezension in Tangodanza 90 - 2.2022)