Diana Gracia Simon
Ich hab' kein Heimatland - Jüdische Spuren im argentinischen Tango
105 pages, paperback, 2021, in german language
„Ich hab' kein Heimatland, ich habe nichts auf dieser Welt.“ So beginnt der österreichische Komponist Friedrich Schwarz eine seiner letzten Kompositionen, bevor er wegen seiner jüdischen Abstammung aus Deutschland fliehen musste. Sein „jüdischer Tango“, wie er ihn selbst bezeichnete, fasst die Erfahrung der Heimatlosigkeit in poetische Worte voller Leid.
Vertreibung, Verlust der Heimat, ewiges Getrieben sein – im Tango ein wiederkehrendes, zentrales Thema. Kein Titel hätte wohl besser passen können für ein Buch, das den Spuren jüdischen Lebens im Argentinischen Tango nachgeht. Es ist ein großes Verdienst der Autorin, sich dieses wenig beachteten Themas anzunehmen. Ihre wissenschaftlich präzise Analyse wird der Komplexität des Themas gerecht.
Viele jüdische Künstler verbargen aus Angst ihre Herkunft, auch als Musiker und Texter. Die wenigen, die in Erscheinung traten, werden in diesem Buch genannt und vor dem Vergessen bewahrt. Die Merkmale des Tango sind ihnen eingeprägt, der alle Gefühle des Lebens im Exil auszudrücken vermag. Oder, mit den Worten der Autorin: „Das Weiterleben in fünf Notenlinien“.
(Rezensiert von Dana Marietta Schuster in Tangodanza 99 - 3.2024)