Fedor Pellmann
Tango, Rebellion am Nullpunkt – Eine globale existenzielle Grenzerfahrung
524 Seiten, Softcover, 2021
524 Seiten, 1513 Anmerkungen, 846 Literaturstellen, 149 Euro teuer – eine Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde in spanischer Literaturwissenschaft. Das Buch enttäuscht die Erwartung nicht, dass allein aufgrund des Umfangs und der vielversprechenden Kapiteltitel ein substanzieller Beitrag zur Kulturgeschichte des Tango geleistet werden wird.
Pellmann zitiert zwar den Beginn des Textes der UNESCO anlässlich der Aufnahme des Tango in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes im Jahr 2009, vermeidet aber im Folgenden konsequent die bloße Wiederholung von stereotypen Tangogeschichten und -klischees.
Erstaunlich, dass sich bei vielen Themen sofort festliest, wer irgendwo im Buch mit der Lektüre beginnt. Ein wissenschaftliches Werk zwar, aber Pellmann entwickelt seine Ausführungen elegant, charmant, plausibel und meist verständlich. Unter diesem Aspekt darf dem Werk literarische Qualität zugesprochen werden.
(Mit der 'Rebellion am Nullpunkt' im Titel seiner Arbeit bezieht sich Pellmann auf die Einwanderungsströme aus der Alten Welt, die im Zuge der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts in der peripheren Moderne von Buenos Aires sprichwörtlich strandeten und sich dort am Tiefpunkt der Existenz, dem ambivalenten 'Punkt Null‘ wiederfanden.)
(Auführliche Besprechung von Peter Mötteli & Monika Schumacher in Tangodanza 97 - 1.2024)